Ich rede nach wie vor von meinen Teilnehmern und nicht von Teilnehmenden. Das ist wertschätzend und betrifft alle Menschen, die an meinem Seminar teilnehmen. Die Teilnehmer halt. Und jeder weiß, was gemeint ist. Wenn ich nur Frauen im Workshop hab, dann rede ich von meinen Teilnehmerinnen. Punkt.
Das ist für mich nicht ausgrenzend, sondern Klarheit in einer Welt voller Missverständnisse.
Wenn jemand, der im Seminar sitzt, gerade nicht zuhört oder seine Nachrichten checkt, nimmt er in diesem Moment gar nicht teil und ist dann streng genommen gar kein Teilnehmender. Sondern nur ein Sitzender oder Anwesender oder Nachrichten-Lesender.
Ein Seminar-„Teilnehmer“ dagegen ist da, ist anwesend, sitzt, steht oder trinkt Kaffee, egal ob er grad „teilnehmend“ ist oder nicht. Er bleibt mein Teilnehmer. Sie bleibt meine Teilnehmerin. Sie haben das Seminar gebucht, bezahlt, sind angereist – oder haben sich online eingewählt.
Ein anderes Beispiel: Ich bin Trainerin. Mein Kollege ist Trainer. Das ist unser Beruf, ist Lebensinhalt, ist Teil unserer Identität. Wenn ich mich also als „Trainierende“ definieren muss, ist das für die meiste Zeit des Tages ein Widerspruch in sich. Denn viele Stunden des Tages, viele Wochen des Jahres trainiere ich nicht. Dann bin ich nicht Trainierende, aber nach wie vor Trainerin. Eine Trainerin, die gerade kocht. Eine Trainerin auf Reisen. Eine Trainerin im Urlaub. Eine Trainerin in ihrer Auszeit, Kreativzeit.
Kompliziert, oder? Ja, man kann Sprache aus (vielleicht) gut gemeinten Gründen völlig unverständlich gegen die Wand fahren.
Gestern hab ich mich zu einem Workshop angemeldet, es war ein politisch korrekt formuliertes Anmeldeformular. Da stand dann „Der Teilnehmende erklärt sich einverstanden, dass…“
Tja. Ich bin nicht DER Teilnehmende. Ich bin, wenn schon DIE Teilnehmende. Also wenn schon politisch korrekte Sprachverwirrung, dann müsste da stehen „Die/der Teilnehmende erklärt sich einverstanden, dass sie/er …“
Hmm. Wenn ich das jetzt weiterdenke, wird es nämlich diskriminierend. Denn was ist mit Menschen, die sich weder als SIE noch als ER definieren? Die Bezeichnung „DAS Teilnehmende“ finde ich persönlich sehr daneben und diskriminierend.
Ich unterrichte unter anderem, wie Kommunikation gelingt und wie wir Missverständnisse überbrücken können. Dafür stehe ich. Damit nicht „Klarkommende“ müssen ja kein Seminar bei mir buchen.
Ich freu mich, wenn du weiterhin meine Seminare besuchst.