Viele meiner Freunde haben mich gefragt, ob sie meine Reiseberichte irgendwo nachlesen können – die einzelnen Fotos im Status und in den Sozialen Medien gehen manchmal im Alltag unter.
Dem Wunsch komme ich gerne nach. Denn meine Reisen – nicht immer ist es Urlaub, sondern ich „arbeite“ auch von dort – sind ein wesentlicher Teil meines Lebens, meiner Lebensträume und meiner Lebendigkeit. Ich werde hier also nicht nur Berufliches posten, sondern auch meine Reiseerlebnisse.
Es ist jetzt Anfang Dezember, Nikolaustag, und die meisten Menschen, die ich beobachte, rüsten sich für Weihnachten. Ich schreibe bewusst „rüsten“, denn es erinnert mich manchmal an Kampfmodus, Strategien und Alarmbereitschaft. Was, das ist noch nicht fertig? Wie, wir haben noch kein Geschenk für Mutter? Die vierte Weihnachtsfeier innerhalb von 10 Tagen stresst dann zusätzlich.
Ich persönlich genieße es, wieder daheim zu sein. Das Wetter draußen ist trüb, und ich freue mich, wenn ich in den Spiegel schaue und meine sonnengebräunte Gesichtsfarbe sehe. Vier Wochen Südamerika im November haben mich mit Sonne geflutet, haben meine Augen und mein ganzes Gemüt mit strahlend blauem Himmel und Sommerfarben beschenkt. Sie haben mein Immunsystem gestärkt und bringen mich gut durch den Winter.
So wie jetzt hier täglich ein Türchen am Adventskalender aufgeht und beschenken soll, fühlte ich mich 28 Tage lang täglich beschenkt, mit Geschenken überhäuft, mit Freude überschüttet.
Ich fühlte mich beschenkt von den Menschen, die ich kennengelernt habe, mit denen ich Zeit verbringen durfte. Menschen, mit denen ich gereist bin, mit denen ich zusammen gegessen habe, mit denen ich einen miesen Kaffee oder einen exzellenten Rotwein getrunken habe. Manche von ihnen kannte ich vorher nicht persönlich – und wir standen uns zum ersten Mal gegenüber und wussten: die Chemie stimmt! Das passt! Ohne viel Gedöns. Eine gute Basis, wenn man eine Woche intensiv zusammen reisen möchte.
Außerdem leben auf diesem wunderbaren südamerikanischen Kontinent Freundinnen und Freunde von mir. Die freuen sich schon wochenlang darauf, dass ich wieder da bin. Die freuen sich darauf, mich zu sehen, mit mir einen (manchmal sogar guten…) Kaffee zu trinken, den letzten Rest aus der Martini-Flasche zu leeren oder mit mir im nächtlichen Buenos Aires zum Tangotanzen zu gehen. Die nehmen Anteil an meinem Leben, egal auf welchem Kontinent ich gerade bin – und ich teile ihre Freuden und Herausforderungen, egal wo sie gerade unterwegs sind. Da ist echte Verbundenheit und Interesse am Leben des anderen zu spüren.
Wieder zurück im vorweihnachtlichen Bayern erlebe ich, dass mich grad mal eine winzige Handvoll Menschen fragt, was ich erlebt habe, wie es mir geht, wie mein Urlaub war. Wir kennen uns seit Jahren, sitzen gemeinsam am Tisch – und es dreht sich um die Themen, um die es immer geht, das ganze Jahr hindurch. Das macht mich nachdenklich. Bin ich bei langjährigen Bekannten schon so ein Alien, dass eine einfache Frage nach meinem Urlaub die Komfortzone erschüttert? Haben sie Sorge, dass ich jetzt einen Monolog halte, 100 Handyfotos präsentiere und alle mit meiner guten Laune vergraule? Ich weiß es nicht, ich hab sie nicht gefragt. Vielleicht hatte ich Sorge, sie mit einer direkten Frage zu verletzen. Ich will es auch nicht bewerten. Ich nehme das nur wahr.
Das Treffen mit ihnen ist ein Kontrast zu Südamerika – und passt zum Wetter, dem grauen Himmel. Es ist eine andere Art von Lebendigkeit, eine andere Art von Lebensintensität. Etwas weniger Energie, etwas weniger Leichtigkeit, etwas weniger Abenteuergeist, etwas weniger Aufbegehren, etwas weniger Lebenslust, etwas mehr Alltag, etwas mehr Folgsamkeit, etwas mehr Sorgen, etwas mehr Vorbereitung auf den Ruhestand.
Vielleicht greife ich diese Gedanken mal in einem anderen Blogbeitrag auf und vertiefe sie. Für heute soll das erst mal genügen.
Die nächsten Blogbeiträge sind also überwiegend Reiseberichte. Freu dich schon mal auf diese Themen:
Bis bald!