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(Dieser Blogbeitrag erschien ursprünglich bei Landsiedel NLP Training im Coaching Blog. Durch eine Umstellung der Website ging er leider verloren – und so ist er hier jetzt exklusiv nachzulesen.)

Wenn mir vor Wochen jemand gesagt hätte, dass man mit Zimt und Zucker die Beschwerden eines Knochenbruches heilen kann, hätte ich mich nach einer versteckten Kamera umgesehen. Doch tatsächlich gab ich den Anstoß zu dieser kreativen NLP-Intervention, die ich hier schildern  will.
Ich bin NLP-Mastercoach und Lehrtrainerin und nutze in meinen Coachings in erster Linie NLP-Methoden, kombiniert mit EMDR, Provokativem Stil und Sozialem Panorama. Dabei folge ich keinem vorgefertigten Ablauf, sondern arbeite mit dem, was gerade da ist. Natürlich kläre ich zunächst den Auftrag und das Ziel des Coachings. Doch dann nutze ich alles, was mir an NLP-Repertoire zur Verfügung steht, wandle es bei Bedarf um und setze es so ein, wie es in der Situation angemessen erscheint. Diese Art zu arbeiten versuche ich auch meinen Teilnehmern in den NLP-Ausbildungen zu vermitteln, nachdem sie die Grundlagen können. Ab und zu biete ich ganztägige NLP-Übungsgruppen für Teilnehmer an, die mindestens Practitioner bzw. in einer Entsprechenden Ausbildung sind.

Im Rahmen einer solchen Übungsgruppe entstand auch folgende Coaching-Intervention. Das Thema dieses Tages war „Arbeit mit Submodalitäten“ und die Teilnehmer einigten sich darauf, dass sie keine Standard-Muster üben, sondern lieber frei coachen wollten. Ich brachte als Anregung „Mapping across“ in die Runde, eine NLP-Grundtechnik, bei der die Submodalitäten eines Inhalts auf einen anderen übertragen werden. Außerdem fragte ich, wer ein Anliegen oder Coachingthema mitgebracht hatte.

Jane meldet sich sofort. Sie hatte sich vergangenes Jahr einen Bruch am Mittelfuß zugezogen. Nach ärztlicher Meinung ist alles wieder in Ordnung, doch sie hat immer noch Schwierigkeiten, ab und zu Schmerzen an der Stelle und ein merkwürdiges Druckgefühl. Für sie fühlt es sich noch lange nicht in Ordnung an. Ich frage, wer sich zutraut, mit Jane zu arbeiten. Jeder möchte gern und so einigen wir uns auf ein gemeinsames Coaching. Jeder darf Fragen stellen, Jane unterstützen.

So starten wir als Gruppe die Intervention. Das Ziel der Coaching-Runde ist schnell klar: Jane möchte, dass sich ihr verletzter rechter Fuß wieder genau so gesund anfühlt wie der linke. Als erstes bitten wir sie, die Submodalitäten des rechten Fußes zu beschreiben. Wir stellen Fragen danach, wie Jane diese Verletzung innerlich abgespeichert hat. Natürlich ist dabei eine wichtige Frage, wie es sich anfühlt, ob es ein Druck, ein Ziehen, ein Reißen ist. Doch auch alle anderen Sinnes-Repräsentationen gehen wir durch und lassen ihr viel Zeit zum Antworten. Denn die Fragen wirken im ersten Moment ungewöhnlich. „Wenn dein Fuß an dieser Stelle ein Geräusch machen würde, wie würde sich das anhören? Ist es laut oder leise, rhythmisch oder vielleicht ein Dauerton?“ Es geht hier nicht darum, ob der Fuß tatsächlich rhythmisch auf den Boden klopft, sondern wie sich die verletzte Stelle anhören WÜRDE. Und natürlich wird auch die visuelle Repräsentation abgefragt „Wie sieht die Verletzung an dieser Stelle aus? Welche Farbe hat sie?“. Die Fragen machen Spaß, Jane grinst immer wieder amüsiert, während sie mit geschlossenen Augen hineinhorcht und hinschaut, was da genau zu hören oder zu sehen ist.

Besonders lustig sind dann schließlich die Fragen „Wenn dein Fuß einen Geruch hätte – wie würde es riechen?“ Wie aus der Pistole geschossen kommt „Limburger Käse – mindestens drei Tage alt!“. Wir alle können uns das lebhaft vorstellen und verziehen das Gesicht. Jane grinst. Und schlagartig vergleicht sie den (virtuellen) Geruch mit dem ihres gesunden Fußes: „Der andere riecht nach Zimt! Und hat den Geschmack von Zucker!“ Jane ist aktiv dabei. Unter ihren meist geschlossenen Augen sehen wir, wie sie innerlich hin und her blickt. Manchmal bewegen sich die Hände oder die Füße leicht mit. Wir sind fasziniert bei der Sache, lassen ihr die Zeit, die sie mit den innerlichen Arbeiten braucht.

Ein Impuls aus der Gruppe kommt: „Gibt es auch einen Teil, der für deinen rechten Fuß zuständig ist?“ „Ja“, meint Jane sofort, „den gibt es, ich sehe ihn deutlich vor mir, der Name fällt mir nicht ein, aber es ist ein haariges kleines Wesen mit grauen zotteligen Haaren“. Und auch hier vergleicht sie spontan mit dem gesunden Fuß: „Hier ist ein kleines sonnengelbes Wesen aktiv“. Sie spielt in Gedanken mit den beiden. Sie scheinen in einen Dialog zu geraten. Doch wir wissen es nicht, das spielt sich alles in Janes Gedanken ab. Zu den Submodalitäten hat sich die Arbeit mit inneren Teilen hinzugesellt.

Irgendjemand regt an „Lass doch mal das Sonnenwesen den Fuß behandeln“, doch Jane bremst uns. „Jaja, die ist schon aktiv. Sie ist gerade dabei, meinen rechten Fuß mit Zimt und Zucker zu bestreuen. Sie hat einen großen Zimtstreuer in der Hand und macht das jetzt.“ Aha, das Sonnenwesen ist also weiblich.

Im Halbkreis sitzen sechs Coaches und schauen gebannt zu. Wir werden gerade nicht benötigt, wie es scheint. Doch emotional sind wir komplett bei ihr. Jane ist beschäftigt, die inneren Filme scheinen ihr großen Spaß zu machen. Sie hantiert mit einem unsichtbaren Zimtstreuer, sie grinst, sie kichert, sie fängt an zu strahlen und hört gar nicht mehr damit auf. Irgendwann fällt das Wort „Käsekuchen!“ Wer es gesagt hat, wissen wir nicht mehr. Jemand aus der Gruppe vermutlich. Jane nickt „Ja, genau so ist es“!
Wir fragen sie, wie es jetzt ihren Füßen geht. Beide fühlen sich gleich gut an. Jane kann es noch gar nicht fassen. Sie ist happy. Jetzt ist erst mal eine Pause zur Stärkung angesagt. Ist es Zufall, dass in der Küche ein paar leckere Zimtschnecken darauf warten, vertilgt zu werden?
Eine Woche später treffe ich Jane wieder. „Wie geht es dem Fuß?“ – „Alles bestens – alles wieder in Ordnung!“

(Der Name der Klientin wurde geändert, sie ist mit der Veröffentlichung dieses Berichts einverstanden.) Nachtrag: einige Wochen nach dieser Intervention nahm Jane ohne Beschwerden an einem 10-Kilometer-Lauf teil – der Fuß ist auch Monate nach der Intervention völlig in Ordnung.

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